Die Nikotin-Corona-Studie aus Frankreich hat in vielen Teilen der Welt für einen Wirbel gesorgt. Bereits auf vielen Nachrichtenplattformen und auch auf Facebook wurde darüber berichtet und diskutiert. Leider fehlt es der Studie selbst noch an weiteren expliziten Forschungen. Die forschenden Wissenschaftler haben aber bereits jetzt verlauten lassen, dass sie denken, Nikotin habe eine schützende Wirkung bei Corona-Erkrankungen und die Nutzung von Nikotinprodukten wie Tabakbeuteln könne eventuell helfen, einer Corona-Erkrankung vorzubeugen.
In Frankreich hat diese Aussage bereits dazu geführt, dass die Apotheken und Pharmabtriebe einen regelrechten Ansturm auf Nikotinprodukte, wie beispielsweise Nikotinpflaster und Nikotinbeutel erlebt haben. Aufgrund der Tatsache, dass die Schutzwirkung von Nikotin bisher aber nur eine Vermutung ist, deren vollständige wissenschaftliche Untermauerung fehlt, haben die Pharmabetriebe und Apotheken den Vertrieb der Nikotinprodukte eingeschränkt.
Hinter dem möglichen Schutz von Nikotin vor dem neuartigen Coronavirus steckt laut Changeux die Hypothese, dass das Nikotin an den Zellrezeptoren haftet, die vom Coronavirus genutzt werden. Somit wird die Anhaftung des Coronavirus verhindert. Dadurch soll das Virus nicht in die Zellen eindringen und sich natürlich auch nicht im Organismus ausbreiten können, lautet die Schlussfolgerung der Forscher.
Dabei wurde noch Anfang März eine Studie von den Neurologen Olds und Kabbani im FEBS-Journal veröffentlicht, dass Raucher sogar deutlich mehr gefährdet seien in der Corona-Pandemie, weil Nikotin die Bildung der relevanten Zellrezeptoren für das Coronavirus eher anrege. Daher vermuten sie, dass die Coronaviren dadurch sogar besser in die Zellen eindringen können. Auch von verschiedenen Quellen und Studien, wie beispielsweise der Corona-Raucher-Studie des Robert-Koch-Instituts sowie dem Chinese Medical Journal wurde berichtet, dass Raucher eher zur Risikogruppe für mögliche Corona-Erkrankungen gehören als Nichtraucher, aber auch diesen Behauptungen fehlt es an Beweisen, wie das Robert-Koch-Institut auf seiner Internetseite schreibt. Welche der beiden Studien zum Thema Nikotin als Wirkstoff gegen das Coronavirus nun recht behalten soll, wird sich daher nur durch weitere Forschungen und Corona-Nikotin-Studien zeigen.
Weiterhin stößt die Corona-Nikotin-Studie aus Frankreich deshalb weltweit auf so viel Gegenwind, da es ihr sowohl an Beweisen für die aufgestellten Behauptungen mangelt sowie es auch einige Lücken und Unstimmigkeiten in der aufgestellten These gibt. Zur Verdeutlichung:
- Aus den Daten eines einzelnen Krankenhauses lässt sich keineswegs eine weltweite Theorie zu möglichen Wirkungen eines Stoffes, in diesem Falle Nikotin, erstellen.
- Patienten, die am schwersten von Corona betroffen waren, also die, die auf den Intensivstationen lagen, wurden während der genannten Studie nicht berücksichtigt. Wir wissen also nicht, wie hoch die Prozentzahl der Raucher und somit Nikotinkonsumenten dort ist. Auch über Todesfälle wird nicht berichtet.
- Nikotin selbst ist ein Nervengift. Es kann zu starken Nebenwirkungen führen und vor allem süchtig machen. Daher ist eine so hastig aufgestellte Theorie von Nikotin als Mittel gegen Corona ohne weitere Untermauerung ziemlich waghalsig und wenn nicht sogar gefährlich.
- Weiterhin wird auf manchen Nachrichtenportalen davon berichtet, dass der leitende Neurobiologe der Studie Changeux zuvor Zahlungen der Tabakindustrie erhalten habe, um die Wirkungen von Nikotin auf das Nervensystem zu erforschen.
Abschließend lässt sich also sagen, dass für die positive Wirkung von Nikotin auf unseren Körper in Bezug auf eine Corona-Erkrankung keine aussagekräftigen Beweise vorliegen. Die bisherigen Studien und Untersuchungen geben jedoch Hoffnung, dass Nikotin tatsächlich vorbeugend helfen könnte. Das willkürliche Verwenden von Nikotin zur Vorbeugung wird sowohl von Pharmaunternehmen als auch Medizinern jedoch kritisch gesehen, vor allem da schlichtweg die notwendigen wissenschaftlichen Untermauerungen dazu fehlen. Weiterhin ist natürlich auch zu sagen, dass die Nikotin-Studie aus Frankreich eine ermutigende Hypothese darstellt und mittlerweile sogar die französischen Forscher selbst haben verlauten lassen, dass es weiteren Untersuchungen bedarf. Auch müssen natürlich weitere spezielle Raucher-Corona-Studien ausgewertet werden und diese dann mit den Corona-Nikotin-Studien in Zusammenhang gebracht werden.
Man kann also davon ausgehen, dass in Zukunft mit Sicherheit weiter an den möglichen Wirkungen von Nikotin auf das Coronavirus geforscht werden wird. Und auch ob und wenn ja, inwiefern das Nikotin in unserem Körper in Anbetracht des neuen Corona-Covid-19 Virus wirkt.